Zu sich selbst stehen. Bäumchen in der Wüste.

Zu sich selbst stehen: Selbstakzeptanz und innere Stärke entwickeln

Hast du schon mal versucht, „einfach zu dir selbst zu stehen“? Wenn es nur so einfach wäre! Leben ist ganz oft ganz einfach nicht einfach. Und sobald wir es einfach haben wollen, wird’s schwierig. Leben ist. Aber sobald wir es nach unseren Wünschen kontrollieren wollen, es verbessern, verändern oder Teile davon ablehnen, leiden wir- weil niemand verändern kann, was jetzt gerade ist.  

Jetzt gerade weht der Wind, singt ein Vogel draußen, schleudert die Waschmaschine, du fühlst dich unglücklich und das Telefon klingelt. In fünf Minuten kann schon alles anders sein- aber JETZT ist es so. Und wenn wir dieses JETZT nicht mögen- warum auch immer- dann sind wir wie Don Quichotte, der gegen Windmühlen kämpft.  

Wir verschwenden ungeheuer viel Lebenszeit damit, das, was jetzt gerade ist- in uns und um uns- zu bewerten. Und zwar möglichst schlecht. Weil es ja so ungeheuer viel zu verbessern und zu erreichen gibt- denn wenn wir nur erstmal xy haben oder sind, DANN… es gibt Menschen, die rennen ein ganzes Leben lang der baumelnden Karotte hinterher, was immer es ist- reich, schlank, glücklich, erleuchtet, berühmt, beliebt, in einer erfüllten Beziehung mit dem Traumpartner. Und denken, dass sie das glücklich macht. Darüber vergessen wir komplett, glücklich zu SEIN. Was das alles mit „zu sich selbst stehen“ zu tun hat? Werfen wir einen Blick darauf. 

Was bedeutet es, zu sich selbst zu stehen?

Zu sich selbst zu stehen heißt, sich wertzuschätzen, wie man ist. Die eigene Einzigartigkeit anzuerkennen und auch, dass alles vollkommen in Ordnung ist- in einer Ordnung. Selbstakzeptanz bzw Selbstbewusstsein hängt direkt damit zusammen, Leben an sich wertzuschätzen: Ich kann wahrnehmen, dass alles immer seine Richtigkeit hat, auch wenn ich vielleicht nicht unbedingt damit einverstanden oder glücklich darüber bin. 

Leben hat mich gelehrt, dass das einzige, was ich jetzt ändern kann, meine Einstellung ist: ich kann einverstanden sein und sogar wertschätzen- was impliziert, dass ich nicht meine, besser zu wissen, wie es sein sollte- oder ich lehne ab, bin im Widerstand und übe Kritik. Das gilt sowohl für mich selbst als auch für Leben generell. Was tun wohl glückliche Menschen? 

„Glückliche Menschen kritisieren nicht.“ – Stefan Hiene 

Das ist keinerlei Widerspruch zu Veränderung. Nur im Gegenteil zur allgemein üblichen Ansicht verändern sich Dinge nicht, weil wir nicht damit einverstanden sind- sondern weil wir sie anerkennen und wertschätzen. So entsteht Raum, in dem sich etwas verändern und zeigen kann- aber nicht muss. Und genau das bedeutet „zu sich selbst stehen“: Ich mag mich genau so, wie ich bin. Inklusive der Dinge, die ich (noch) nicht mögen oder wertschätzen kann. 

Die Bedeutung von Selbstakzeptanz 

Es ist schwer entspannt und zufrieden zu sein, wenn man sich ständig anzweifelt. Leider sind wir meistens mit jeder Menge Kritik und Bedingungen aufgewachsen, so dass Selbstkritik quasi unsere Komfortzone darstellt. So geht es in Wahrheit gar nicht so sehr darum, etwas zu lernen, sondern zu verlernen- den Zweifel anzweifeln, nenne ich es. So, wir wir an uns selbst und unserem Wert zweifeln können, können wir genausogut am inneren Antreiber, Kritiker und Zweifler zweifeln und unserem Bedürfnis nach Verbindung und Wohlbefinden nachkommen.  

Lernen hingegen müssen wir hingegen dringlich, unsere Emotionen auszuhalten und sie im Körper zu fühlen. Wir haben meist solche Angst vor Angst, Hass, Schuld, Scham, Wut und anderen intensiven Emotionen, dass wir sie lieber unterdrücken, betäuben oder an anderen auslassen. Was wir ebenfalls ganz klar sehen dürfen, ist, dass Leben eben oft nicht einfach ist- und die Idee oder Erwartung, stets gelassen, glücklich und zufrieden zu sein, absurd und vollkommen unrealistisch ist. 

Wachstum und Selbstfindung beinhaltet immer Schmerz. Unseren eigenen. Wenn wir unsere Grenzen erweitern- lieben lernen- werden wir mit dem, was wir ablehnen, konfrontiert. Wir können und wollen uns nicht mehr verstellen oder uns etwas vormachen -und das ist keinesfalls ein Zuckerschlecken. Und „spirituell“ fühlen wir uns dabei so gar nicht. 

Selbstakzeptanz beginnt, wenn wir uns und Leben endlich lassen und nehmen können, wie es ist. Erwartungen, Träume und Hoffnungen begraben, statt auf ewig der baumelnden Karotte hinterherzulaufen. Ins Jetzt und Hier kommen und die Schönheit darin finden, statt ständig von irgendwelchen Zielen in der Zukunft zu träumen. Was wir dadurch bekommen, ist so endlos viel besser, als all unsere ausgedachten Ziele und Bestrebungen: wir verlieren unsere Angst. Uns wird bewusst, wie großartig Leben genau jetzt ist- mit allem drum und dran. Wie brillant wir eigentlich sind – und unsere vielfältigen Talente, Gaben und Besonderheiten. Selbstkritik können wir dann nur noch müde belächeln- als ob sich eine Sonnenblume je grämen würde, weil sie keine Rose ist….

Warum Selbstakzeptanz so schwerfällt

Kritik, Vorwürfe und Zweifel sind in den allermeisten Fällen tatsächlich unsere innere Komfortzone und uns vertraut. In unterschiedlichem Ausmaß. Wir kommen auf diese Welt, um lieben zu lernen. Daher gibt es niemanden, der auf irgendjemanden herabsehen könnte- überhaupt gibt es nur einen Teil in uns, der kritisiert, klein macht und herabwürdigt- und das ist unser Ego. 

„Ego ist der Teil in uns, der nicht lieben kann, was ist“ – WeltenWandler

Trotzdem hat es wie alles in der Welt seine Daseinsberechtigung. Schwierig und schmerzhaft wird Leben dann, wenn wir Schwierigkeiten und Schmerz ablehnen und alles glauben, was unser Ego- sprich unser innerer Kritiker und Zweifler- uns einflüstert- paradoxerweise, um Schmerz zu vermeiden. Etwas meiden läßt uns aber nicht wachsen– durch Widerstand schaffen wir Konflikt. In dem, was wir ablehnen, liegt unsere Freiheit- und unsere Selbstakzeptanz. 

Der Zusammenhang zwischen Selbstakzeptanz und innerer Stärke

Selbstakzeptanz und innere Stärke sind Ausdruck von Selbstliebe. Unsere innere Stärke wächst ganz automatisch, je mehr wir wachsen- d.h. weiter und liebevoller werden. Wenn wir innere Sicherheit entwickeln, müssen wir uns nicht mehr an äußerliche klammern. 

In dem Maße, wie wir uns mutig mit unseren Themen und Gefühlen konfrontieren, unsere Gefühle aushalten, statt sie ins Außen zu projizieren, wächst unser Selbstvertrauen. Wenn wir erkennen, das wir uns schlussendlich immer nur vor einem Gefühl fürchten und gleichzeitig lernen, Emotionen immer besser einfach liebevoll zu halten, statt sie abzulehnen, wird Leben so viel leichter. 

Zu sich selbst stehen. Frau von hinten beim Rucksack wandern, stehend.

Selbstakzeptanz entwickeln

Das geht nicht mit ein paar einfachen Übungen oder Techniken, egal, was man dir sagt. Sich selbst lieben zu lernen, ist ein lebenslanger Prozess, den wir zwar unterstützen können, bei dem aber ausschlaggebend ist, ob wir wachsen wollen oder uns schützen. Vor Schmerz und Verletzungen, die Leben unvermeidlich mit sich bringt. 

Menschen sind lieblos, garstig und grausam, weil sie ihre Gefühle abtrennen, um sich vor weiterem Schmerz zu schützen. Kann man ihnen einen Vorwurf machen? So ist lieben lernen nicht einfach ein Beschluss- in den allermeisten Fällen passiert etwas schmerzvolles in unserem Leben, was einen Richtungswechsel bzw. eine andere Wahl anstößt. Wir merken, dass wir so nicht weiter leben wollen und können und ändern den Kurs. Etwas in uns ergibt sich, ignoriert die Erwartungen von außen und öffnet sich endlich, statt sich weiterhin zu schützen. So beginnt unser ureigener Weg, der alles ist- aber sicher nicht praktisch. 

Wie du ganz konkret das entwickeln von Selbstakzeptanz unterstützen kannst, kannst du HIER nachlesen. Selbstfürsorge ist der erste Schritt in diese Richtung. 

Innere Stärke

Sie entsteht durch unzählige Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens machen und bei denen du jedesmal die Wahl hast, anzunehmen oder abzulehnen. Wenn du ablehnst und dich gegen Erfahrungen wehrst, wird sie dir solange in unterschiedlichen Varianten erneut präsentiert, bis du das Geschenk darin erkennst und dankbar annimmst. 

Innere Stärke entsteht, wenn wir diesen Schwierigkeiten im Leben, die durch unseren Widerstand und unsere Ablehnung überhaupt erst entstehen, mutig entgegen schauen und uns der Lektion darin öffnen- den Gefühlen, die wir unter keinen Umständen jemals erneut fühlen wollten, trauen und die Angst davor verlieren. 

Fazit 

Zu sich selbst stehen geschieht, wenn wir uns selbst kennenlernen, unsere Einzigartigkeit und Besonderheit schätzen lernen, statt weiterhin unser Leben mit Zweifeln und Selbstkritik zu vergeuden. Wenn wir beginnen, in uns selbst nach Antworten zu forschen, statt sie fertig – und gefahrlos- von anderen zu übernehmen. Wenn wir bereit sind, „gefährlich“ zu leben, indem wir Dinge, die man uns gelehrt hat, infrage stellen und mutig unseren ureigenen Weg beschreiten. 

Wir entwickeln Mitgefühl, wenn wir erkennen, wie sehr wir uns getäuscht haben in allem, vor allem in unseren Annahmen über uns und die Welt. Wieviele Dinge wir vorbehaltlos geglaubt haben in unserer kindlichen Unschuld und die verkehrter nicht sein könnten. Uns wird klar, dass vielleicht niemand je wirklich zu uns gestanden hat- und dass das die allerbeste Voraussetzung ist und war, damit wir lernen, selbst zu uns zu stehen. Das hat nichts mit jener Wohlfühl- Mainstream- „Spiritualität“ und dem netten und bequemen Selbsterforschungs-Lifestyle zu tun, von dem man überall lesen kann. 

Wachsen ist das unbequemste und schwerste, was es gibt. Aber erstens haben wir irgendwann gar keine andere Wahl mehr. Und zweitens ist ein Leben mit Liebe zu uns und zur Welt so unfassbar schön und lohnenswert, dass sich die Frage, wie und ob wir zu uns selbst stehen, gar nicht mehr stellt. 

Häufige Fragen 

Warum ist Selbstakzeptanz so wichtig? 

Selbstakzeptanz ist essenziell für inneren Frieden, emotionale Stabilität und Lebensfreude. Wenn du mit die selbst auf Kriegsfuß stehst- wie sollte ein erfülltes Leben möglich sein?

Wie kann ich lernen, zu mir selbst zu stehen?

Beginne mit kleinen Schritten: zweifle deinen Zweifel an. Umsorge dich selbst. Tu Dinge, die dir guttun, z.B. schreiben , malen, tanzen, in der Natur sein. Hör nicht mehr auf deinen inneren Kritiker und Antreiber. Verzeihe dir jegliche Fehler- und erlaube dir, welche zu machen. Sei geduldig mit dir selbst. Und schenke dir Zeit. Ganz viel Zeit zum spüren. 

Gibt es Übungen und Methoden, um Selbstwertgefühl zu entwickeln?

Die gibt es. Aber zuallererst musst du bereit sein, zu wachsen. Dich zu konfrontieren mit dem, was du ablehnst und verurteilst. Bist du das nicht, ist es wie Gas geben mit angezogener Handbremse. Dann kannst du meditieren, Yoga machen und Klangreisen, Bücher lesen etc.- und wirst alles aus dem Widerstand heraus machen. Sozusagen gegen dich. Wenn du morgen in Ordnung finden kannst, was du heute noch kategorisch abgelehnt hast, ist schon viel gewonnen.

Welchen Stellenwert hat Selbstakzeptanz für Beziehungen?

Natürlich ist es die Basis für gesunde Beziehungen- wenn wir uns selbst nicht mögen und ablehnen, brauchen wir Anerkennung, Bestätigung und „Liebe“ vom anderen. Wir benutzen ihn und geben unsere Verantwortlichkeit ab. Selbstredend wird das nicht gut funktionieren. 


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