Sich selbst genug sein. Frau, auf Bettkante sitzend.

Sich selbst genug sein: Von der Beziehung zu uns selbst

Warum es so wichtig ist, eine gute Beziehung zu sich selbst zu haben und wie das unser ganzes Leben bestimmt, davon handelt dieser Beitrag. Wenn wir die Person nicht mögen, mit der wir unser ganzes Leben verbringen, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach kein sehr freudvolles Dasein- schließlich ist die Beziehung zu uns selbst die Basis für Zufriedenheit, Harmonie und Wohlbefinden. Doch wie macht man das- sich selbst genug sein? Und: Kann man das lernen? 

Warum die Beziehung zu dir selbst so wichtig ist

Vielleicht kennst du das- du bist nie zufrieden mit dir, Selbstkritik ist dein dauernder Begleiter und selbstbewusst sind immer nur die anderen. Du hast womöglich diverse Ideen, wie du das ändern könntest- beispielsweise mit genug Geld, schön und schlank sein, deinem Traumpartner, einem freien Leben im Campervan als digitaler Nomade, Erleuchtung, Erfolg etc pp. 

Die Sache ist nur die: es funktioniert nicht. Es geht nicht darum, dass du den ganzen Krempel nicht haben oder erreichen könntest. Aber die Beziehung zu dir selbst, die ändert sich dadurch nicht. Denn wenn du selbst nicht gerne Zeit mit dir verbringst und das Leben mit dir genießt, ganz unabhängig von all diesen Dingen, dann klappt es auch nicht mit diesen Dingen. 

Erstaunlicherweise ist es genau umgekehrt, als wir denken: die übliche Ansicht ist- erst müssen wir uns um die „wichtigen“ Dinge kümmern, wie Ausbildung, Job, Karriere, Geld, Beziehung, Kinder. Und dann kommen solche „Luxus-Dinge“ dran wie Selbstverwirklichung und Selbsterforschung. Falls überhaupt nötig. In Wirklichkeit hängt wirklich alles, absolut alles, von deiner Selbstverwirklichung ab. Wenn du dein Selbst nicht verwirklichst, sprich, dich selbst gründlich kennenlernst, deine Bedürfnisse, Freude, Talente und das, was dich anzieht und berührt, wird alles, was du anstrebst und in die Welt bringst, lediglich einer vorgegeben Idee entspringen, die nichts mit dir zu tun hat. 

Beispielsweise studierst du Medizin, weil dein Vater auch Arzt war und es von dir erwartet wird. Oder du machst irgendeine Ausbildung, weil „sowas immer gebraucht wird“. Erfüllung aber sieht anders aus. Wie, glaubst du, ist Leben, wenn du dich wirklich magst? Wenn deine oberste Priorität ist, herauszufinden, wer die Person überhaupt ist, die dir da morgens im Spiegel entgegenblickt? Und basierend darauf deine Entscheidungen triffst- und zudem eine wunderbare Zeit mit dir selbst hast. 

Treffen die folgenden Punkte auf dich zu?

  • Du kannst Alleinsein genießen, dich manchmal einsam fühlen -wenn überhaupt- macht dir keine Angst.
  • Du kennst und akzeptierst deine Stärken und Schwächen.
  • Du bist nicht auf die Meinung anderer angewiesen, um dich gut zu fühlen.
  • Du stehst für dich und deine Gefühle ein und achtest auf deine Bedürfnisse.
  • Du findest dich liebenswert, Wutanfällen, Engstirnigkeit und was da sonst noch zu finden ist, zum Trotz.
  • Dir ist bewusst, dass du wertvoll genug bist, um Leben genießen zu dürfen.

Falls nicht, oder nur teilweise: das macht nichts. Beim Thema Selbstliebe ist bei uns allen noch ganz viel Luft nach oben. 

Was ist Selbstliebe überhaupt genau? Ist das nicht narzisstisch?

Selbstliebe bedeutet, dich selbst zu lieben und wertzuschätzen. Dafür braucht es Offenheit und Akzeptanz– und das schafft Verbindung: wir nehmen war, dass wir alle mit denselben Themen und Herausforderungen im Leben zu tun haben. Narzissmus hingegen ist geprägt von einem übersteigerten Ego, welches sich selbst erhöht und andere erniedrigt- aus einem Mangel an Offenheit und Selbstakzeptanz. Das verhindert Verbindung.

Ich bin der Meinung, dass man das eigene Ich, die innere Quelle, am besten in der Einsamkeit wiederfindet. – Anne Murrow Lindbergh


Die Beziehung zu dir selbst stärken 

Wie wir Leben erfahren, hängt vollkommen davon ab, ob wir gerne mit uns zusammen sind. Um uns selbst genug zu sein, müssen wir natürlich unsere eigenen Gesellschaft schätzen und Leben genießen können. Wissen, was uns Freude bereitet und uns berührt. Alles das finden wir im Laufe eines ganzen Lebens heraus- vorausgesetzt, wir interessieren uns überhaupt für die Person, die wir sind. Sind offen und bereit, Gedanken, gängige und althergebrachte Meinungen und Ansichten zu hinterfragen- und auch das, was man uns üblicherweise beibringt: es könnte einfach nur ein sehr undienlicher Glaubenssatz sein. 

Hier daher ein paar ganz grundlegende Dinge, die wichtig sind für Selbstliebe bzw. Selbstfürsorge und die du regelmäßig praktizieren solltest: 

Nimm dir Zeit für dich und deine Gefühle 

Es ist von größter Bedeutung, dass wir lernen, vollkommen wertfrei und offen Emotionen in unserem Körper zu fühlen, statt aus Widerstand gegen unangenehme Gefühle ins Denken zu flüchten oder sie wegzudrücken, abzuspalten oder zu betäuben. Dauernder Aktivismus, permanenter Zigaretten-, Alkohol- und Drogenkonsum, übermäßiges Essen, Schlafen und generell Süchte aller Art sind nahezu „normal“, sprich, die Norm. 

Uns selbst auszuhalten, insbesondere heftige und sehr unangenehme Emotionen wie Schuld, Scham und Angst, ist etwas, was man uns nie beigebracht hat. Stattdessen haben wir üblicherweise gelernt, sie und die dazugehörigen Themen unter den Teppich zu kehren, sie zu zerreden, ins lächerliche zu ziehen, zu betäuben oder zu unterdrücken- was auf Dauer nur in eine Depression führen kann. 

Vom Kopf in den Körper kommen 

Lege oder setze dich entspannt hin, an einem warmen und stillen Ort. Lege eine Hand sanft auf deinen Bauch und atme tief und ruhig, spüre, wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt. Schließe die Augen und nimm einfach wahr, was du gerade wo in deinem Körper fühlst. Bist du angespannt? Wütend? Traurig? Ungeduldig? Froh? Wo in deinem Körper fühlst du das? Was immer es ist- es ist willkommen und darf einfach da sein. 

Beobachte ruhig und offen Gedanken und Gefühle, die kommen und gehen. Vielleicht nimmst du ein Gefühl wahr, das permanent anwesend ist und sich ungut anfühlt? Das macht nichts. Lade auch dies an deinen großen Tisch ein- dort ist für alle Platz. Und alles ist dir hier und jetzt gleich gültig- alles hat dieselbe Gültigkeit. Du musst nichts damit machen, nichts verändern, nichts erreichen, dich auf nichts konzentrieren und nichts muss anders sein, als es ist. DAS ist Meditation: Sein mit dem, was ist. 

Praktiziere dies sooft wie möglich! 

Auch Tanzen, Yoga, Tantra, somatisches Schütteln und Sound Healing sind effektive Methoden, um tiefer ins Fühlen zu kommen. Achte auch auf den Impuls, etwas bestimmtes zu tun oder auszusprechen- durch Impulse spricht unsere Intuition. 

Hinterfrage deine inneren Dialoge

Wir sollten uns bewusst sein, dass unser Ego keinerlei Interesse daran hat, zu wachsen. Bei Selbstliebe geht es daher auch in großem Maße darum, die Stimme des inneren Kritikers, Zweiflers und Antreibers ignorieren zu lernen. Ich nenne das „den Zweifel anzweifeln“. Nichts tun beispielsweise ist absolut essenziell, um Einsichten zu erlangen, Emotionen im Körper wahrzunehmen und zu fühlen und uns generell einfach zu erlauben, einfach bloß DA zu sein- ohne etwas erreichen, tun, verdienen oder beweisen zu müssen. Wir sind gewohnt, andauernd ein Ziel vor Augen zu haben bzw irgendetwas anzustreben und machen oft unseren Selbstwert davon abhängig. 

Lerne deine Bedürfnisse kennen- im Innern suchen  

Zeit nur mit dir selbst zu verbringen, achtsam hinzuhören, was es gerade für dich braucht und das auch zu kommunizieren, dich von stressigen Menschen, Situationen und Umständen zu distanzieren, die dir nicht gut tun und andererseits offen zu sein und dich mit dem zu konfrontieren, was du ablehnst oder fürchtest, sind wesentliche Aspekte von Selbstfürsorge und Selbsterforschung. Sie helfen dabei, deine Selbstliebe zu stärken. 

Dankbarkeit und Fokus

Dankbarkeit entsteht ganz natürlich, wenn wir aufhören, uns auf Probleme kreieren und Vergleichen zu fokussieren und uns erinnern, wie gesegnet wir sind. Dass das größte Wunder ist, dass wir hier sind-und das erkennen können. Und dass wir nicht hiersein müssen, sondern dürfen. Wie endlos schön Leben ist. Es ist auch ganz oft schlimm, überfordernd, schmerzhaft und zutiefst verletzend- aber das macht nichts! 

Wenn wir Gleichgültigkeit kultivieren– d.h. alles in uns besitzt die gleiche Gültigkeit, alles ist willkommen- dann können wir diesen ungeliebten Emotionen und Gefühlszuständen mit Wertschätzung und Mitgefühl begegnen. Es sind ungeliebte und abgelehnte Anteile in uns, die gesehen werden möchten. 

Umgib dich mit liebevollen Menschen

Menschen, die uns fördern, rückhaltlos unterstützen und für uns da sind, wenn grade nichts mehr geht, sind die wahren Diamanten im Leben. Es kann jedoch sein, dass du dir erst wert sein mußt, dich vom Gegenteil abzuwenden- von Menschen, die ständig kritisieren, Vorwürfe machen und dich klein halten wollen. Und lernen, dir selbst zu genügen und dich zu schätzen, bevor solche Herzmenschen in deinem Feld auftauchen. 

Sich selbst genug sein. Paar in Winterlandschaft, kniend und Hände haltend.

Tu Dinge, die dir gut tun

Wenn etwas dich berührt, dich glücklich macht, dir gut tut und dich offener und weiter macht – mach mehr davon! 

Schwierigkeiten

Leben ist oft gar nicht einfach. Das muss aber noch lange nicht schwierig sein! Ist es aber meistens. Und das liegt ganz entscheidend an der Beziehung, die wir zu uns selbst haben: wenn wir Leben und uns selbst vertrauen, laufen wir vor unangenehmen Gefühlen und Schmerz nicht mehr davon. Sondern können sie immer entspannter und vertrauensvoller einfach im Körper spüren. So entsteht Verbundenheit. 

Wir müssen keine Beziehungen mehr führen, nur damit wir nicht alleine sind- weil wir das Gefühl der Einsamkeit nicht ertragen. Können Leben einfach nehmen, wie es ist- und wissen, dass Dunkelheit ebenso dazugehört, wie Licht und Sonnenschein. Bewerten nicht mehr ständig alles und jeden als „negativ“- es IST einfach. 

Kurz: wir sind uns selbst genug. 

Fazit: Sich selbst genug sein dauert ein Leben lang

Genau wie wir ein ganzes Leben lang lernen, uns immer mehr selbst zu lieben, lernen wir beständig, uns selbst genug zu sein. Sich selbst genug sein ist Ausdruck von Selbstliebe, ebenso wie ein gewisse Unabhängigkeit. Sie wächst, wenn wir sie lassen und offen sind, von alleine- durch viele, viele Erfahrungen im Laufe unseres Lebens, die uns mit unseren Ängsten und unserem Ego konfrontieren. Wir können uns vor diesen Erfahrungen zu schützen versuchen- weil sie schmerzen und verletzen. Aber dann klammern wir auch die immense Freude am Leben und unserem Dasein aus. Oder wir öffnen uns und heißen auch Schmerz, Angst und alle anderen Gefühle willkommen. 

Wir werden erkennen, dass Schmerz kein Feind ist, sondern ein alter Freund, der viel zu erzählen hat- und noch mehr Weisheit in sich trägt. Leben wird soviel einfacher, wenn wir uns darauf einlassen, es akzeptieren und wertschätzen und nehmen, wie es kommt. Nicht dauernd meinen, es besser zu wissen und was wir brauchen- Leben gibt uns immer genau das, was wir brauchen, Leiden entsteht, weil wir es nicht wollen und das Geschenk darin nicht sehen. 

Häufige Fragen 

Was bedeutet es genau, sich selbst genug zu sein?

Sich selbst genug zu sein bedeutet, sich selbst zu mögen und gerne Zeit mit sich zu verbringen. Nicht abhängig zu sein von der Bestätigung oder Anerkennung anderer. Das impliziert ein gewisses Maß an Selbstliebe, sei es durch Selbsterforschung oder bereits gegeben. 

Kann man Selbstliebe lernen? 

Man kann nicht nur, man muss- wie sonst sollte Wohlbefinden, Harmonie und Lebensfreude möglich sein? Unser Lebenssinn besteht darin, uns selbst zu entdecken. Unser ganzes Leben lang finden wir heraus, wer wir eigentlich sind- und tun wir das mit Wertschätzung, Offenheit und Staunen, statt Kritik, werden wir den Menschen, der wir sind, liebgewinnen. 

Warum fällt es vielen so schwer, sich selbst genug zu sein?

Wer hat schon von Kindesbeinen an soviel bedingungslose Liebe und Zuwendung erhalten, dass er sich rundum mag? Meistens ist das Gegenteil der Fall- und wir kommen überhaupt nur auf die Erde, um lieben zu lernen. Wenn wir uns- in jungen Jahren meist besonders- nicht leiden mögen, uns genauso kritisieren und vergleichen, wie wir es gelernt haben, werden wir erst durch eine andere Wahl einen anderen Weg einschlagen und lernen, uns zu mögen, wie wir sind. Bei den meisten Menschen ist Schmerz der Grund für eine andere Wahl. 

Wenn ich mir selbst genüge, habe ich dann überhaupt noch Interesse an Beziehungen?

Mit anderen zusammen sein zu wollen, anstatt es zu müssen- weil wir nicht alleine mit uns sein können und wollen- ist die gesündeste Basis für harmonische Beziehungen, die es gibt. Statt unsere innere Bedürftigkeit anderen aufzuerlegen, übernehmen wir selbst die Verantwortung und schöpfen aus dem Vollen. Beziehungen sind nicht dafür da, uns glücklich zu machen, erkennen wir – sondern um unser Glück zu teilen. 

Was, wenn es mir nicht gelingen will, mich zu mögen, wie ich bin? 

Ein ganz wesentlicher Aspekt von Selbstliebe ist, uns so zu mögen, wie wir sind. Wenn wir uns also gerade nicht leiden mögen, dann bedeutet Selbstakzeptanz tatsächlich, genau dieses Gefühl anzuerkennen- und es nicht anders haben zu wollen. Es ist einfach nur ein Gefühl, mehr nicht. Der unbedingte Wunsch nach Selbstliebe kann ebenso unserem Ego entspringen, wie jeder Drang auch- wir wollen etwas erreichen oder haben, weil wir denken, es mache uns glücklich. Tatsächlich macht uns aber glücklich, uns sein zu lassen, wer und was wir sind, unabhängig davon, ob unser Ego/innerer Kritiker es gutheißt.

Warum ist es überhaupt wichtig, selbst genug und alleine glücklich zu sein?

Warum ist es wichtig, die Person zu mögen, mit der wir unser ganzes Leben verbringen? Warum ist es wünschenswert, auch allein glücklich sein zu können und Leben zu genießen? Und warum ist Leben soviel einfacher, wenn wir nicht dauernd die Anerkennung, „Liebe“ und Bestätigung anderer brauchen?  


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