In unserer oft viel zu betriebsamen Welt brauchen wir unbedingt Auszeiten und Momente der Ruhe und Kontemplation. Gedichte sind eine wunderbare Möglichkeit hierfür. Poesie kann entspannen, beruhigen, berühren und sogar unser Herz öffnen. Wenn wir es zulassen und die Sprache unseren ureigenen Ton trifft, verbindet sie uns mit unseren Emotionen und leitet uns vom Kopf ins Herz. Dort nehmen wir alles achtsamer und bewusster wahr- auch und vor allem uns selbst. Genau das macht sie so wertvoll. In diesem Beitrag habe ich darum eines meiner Lieblingsstücke beigefügt -und noch das eine oder andere weitere Gedicht zur Achtsamkeit.
Inhalt
Was bedeutet Achtsamkeit eigentlich genau?
Es bedeutet, den Moment aufmerksam und offen zu erleben, ohne ihn zu bewerten, d.h. verändern oder verbessern zu wollen. Es geht darum, präsent zu sein, egal ob du einen Kaffee trinkst, eine Aufgabe erledigst oder einfach nur atmest. Außerdem geht es darum, sich nicht permanent in Gedanken (Sorgen), Ablenkung und Emotionen zu verlieren, so dass wir entspannter und gelassener den täglichen Anforderungen unseres Lebens begegnen können.
Poesie: Zeit achtsam verbringen
Das Lesen oder Schreiben von Lyrik ist eine Form der Achtsamkeitspraxis. Wenn wir mit der Sprache eines Textes resonieren, öffnen wir uns für seine Bedeutung. Genau so ist es auch bei Gedichten bzw. Poesie. Wenn Zeilen uns berühren und etwas in uns zum klingen bringen, geschieht das nicht auf der Verstandesebene. Auf diese Weise bringen uns einfühlsame Worte ins Fühlen- und fühlen können wir immer nur Hier und Jetzt.
Der Augenblick, das Sein im Moment ist es, was Achtsamkeit ausmacht. Worte, die uns ansprechen, sind also eine Brücke vom Verstand ins Gefühl– und sie können eine Brücke sein zu tiefer liegenden Emotionen, denen wir vielleicht lange schon keinen Raum mehr gegeben haben. In jedem Falle müssen wir dafür präsent sein- und das ist eine Grundvoraussetzung, um uns selbst zu begegnen und unsere innere Welt besser verstehen zu lernen. Ein wunderschönes Zitat hierzu:
Wenn wir wirklich lebendig sind, ist alles, was wir tun oder spüren, ein Wunder. Achtsamkeit zu üben bedeutet, zum Leben im gegenwärtigen Augenblick zurückzukehren.“ -Thich Nhat Hanh
Die Verbindung von Sprache und Emotionen
Poesie, die uns berührt, hat eine besondere Kraft: mit wenigen Worten ruft sie Emotionen hervor, ja, rührt uns manchmal zu Tränen. Eine Vorliebe für tiefgründige und rhetorisch ansprechende Sprache ist nicht unbedingt Voraussetzung, um sich an Poesie zu erfreuen, Menschen jedoch, die einen besonderen Zugang zu Sprache und Ausdruck haben, werden natürlicherweise auch ein besonderes Interesse an entsprechender Poesie besitzen. Von jeher hat Sprache die Macht, intensivste Emotionen in uns zu wecken, sei es nun schriftlich oder gesprochen. Dafür bedient sie sich Bildern, die in uns hervorgerufen werden und zu denen wir eine emotionale Beziehung haben.
Ein Lieblingsgedicht
Es ist was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe.
Erich Fried
Bonus: weitere Gedichte der Achtsamkeit im PDF-Format
…. findest du HIER.

Selbst schreiben
Das Schreiben eigener poetischer Texte ist eine wunderbare Möglichkeit, die eigenen Emotionen auszudrücken und zu Papier zu bringen. So kannst du zum Beispiel einen Gedichtband mit selbst Geschriebenem kreieren und ihn vielleicht sogar mit eigenen kleinen Illustration versehen- ein wunderschönes Geschenk für dich selbst und andere. Und ganz nebenbei schenkt dir der Prozess des Aufschreibens mehr Klarheit und vielleicht sogar die eine oder andere wertvolle Erkenntnis, weil du dich hierfür mit deinen Emotionen und Gedanken auseinandersetzen musst.
Fange ganz einfach an und notiere, wie du dich fühlst und was dich gerade besonders berührt oder beschäftigt. Oder auch ein Erlebnis, das immer noch in dir nachklingt. Du kannst gar nichts falsch machen dabei- du schreibst nur für dich! Setz dich also nicht unnötig unter Druck- es soll Freude machen. Schon die Zeit dafür zu finden, ist bereits so wertvoll!
Die Wirkung auf unsere Psyche
Poesie kann eine erstaunlich beruhigende und entspannende Wirkung auf unsere Psyche haben. Sie hilft dabei, zu entschleunigen- ganz offensichtlich, da wir uns Zeit nehmen müssen, zuzuhören. Das wiederum lindert oft schon unseren selbst erschaffenen Stress, der entsteht, wenn wir durchs Leben hetzen und nur am Tun sind. Wenn wir nicht gerade eine Ode an die Verzweiflung lesen, hellt Poesie unsere Stimmung auf und wirkt durch die Auszeit, die wir uns gönnen, wie eine kleine Meditation: Du bist präsent, um das geschriebene Wort einzulassen. Besonders das Schreiben eigener Gedichte hat einen therapeutischen Effekt: es kann hilfreich sein, um Gedanken zu sortieren, Emotionen zu verarbeiten und neue Perspektiven und Einsichten zu gewinnen.
Achtsamkeit stärken durch das Lesen von Gedichten
Alles, was dich vom Denken ins Fühlen bringt, vom Gestern oder Morgen in den gegenwärtigen Moment, stärkt ganz automatisch deine Achtsamkeit und ist ein Akt von Selbstfürsorge.
Ein paar Tipps für den Genuss von Poesie:
- Gönn dir einen wirklich ruhigen Ort ganz ohne Ablenkungen. Vielleicht gehst du dazu in die Natur?
- Lies das Gedicht laut, um den Klang der Worte zu spüren.
- Nimm dir danach Zeit und lass das Gelesene in dir nachwirken. Welche Gefühle hat das Gedicht in dir ausgelöst?
- Vielleicht magst du dich auch mit jemand Gleichgesinnten darüber austauschen. Brieffreundschaften sind eine so wundervolle Sache und leider in Vergessenheit geraten.
Du wirst feststellen, was für eine wohltuende Praxis das regelmäßige Lesen von Poesie ist und eine wunderbare Form von Selbstfürsorge– egal ob du sie genussvoll und achtsam liest oder dich sogar ans selber Verfassen traust.
Fazit: Poesie lesen ist Selbstfürsorge
Alles, was dich vom Denken ins Fühlen bringt, vom Gestern oder Morgen in den gegenwärtigen Moment, ist ein Akt von Selbstfürsorge. So sind poetische Texte ein ganz wunderbarer Zugang zu tieferen Emotionen und Selbstreflexion. Viele dieser Verse enthalten wundervolle Weisheiten und tiefe Einsichten über das Leben, die uns Schlüssel an die Hand geben, uns besser kennen zu lernen und zu verstehen.
Vieles, was wir selbst vielleicht nicht ausdrücken können oder nicht die passenden Worte finden, wird durch sie greifbar. Und manchmal fördert tiefgründige Poesie wunderbare Schätze in uns zutage, die wir längst verschollen wähnten. Sie erinnert uns an unsere eigene, tiefe, innere Weisheit, der wir ebenso aufmerksam lauschen lernen müssen wie schöner Lyrik. Es gibt soviel zu entdecken!
Häufige Fragen
Welchen Stellenwert hat Achtsamkeit in der Poesie?
Poesie entsteht überhaupt nur durch Achtsamkeit. Nur durch das Einlassen auf den gegenwärtigen Moment ist es möglich, wahrzunehmen, was durch Poesie ausgedrückt wird. Gleichzeitig fördert sie so unsere eigene Wahrnehmung des Augenblicks.
Wie können Gedichte dabei helfen, innere Ruhe zu finden?
Zunächst benötigen wir Ruhe, um überhaupt ein Gedicht vollumfänglich aufzunehmen. In dieser Ruhe werden wir offener für unsere eigene Befindlichkeit, wir halten inne und spüren uns selbst. Vielleicht wird uns auch bewusst, dass wir dies zu selten tun. So oder so- Poesie bringt Menschen zur Besinnung.
Fördert selbst Gedichte schreiben Achtsamkeit?
Alles, was Dir Freude macht, fördert automatisch deine Achtsamkeit und dein Verweilen im Augenblick. Das Schreiben von Gedichten kann ein wertvoller Prozess sein, um den Moment bewusst wahrzunehmen und dich mit deinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Poesie spricht üblicherweise unsere Emotionen an, während Belletristik durchaus auch den Intellekt herausfordert.
Wie kann ich beginnen, ein Gedicht zu schreiben?
Eine hilfreiche Technik ist es, sich auf die Sinneswahrnehmungen zu konzentrieren: Was siehst, hörst, fühlst, riechst oder schmeckst du? Beschreibe diese Eindrücke in bildhaften Worten.
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