Achtsamkeit und Resilienz. Pflanzentrieb in der Erde.

Achtsamkeit und Resilienz: Grundlage für innere Balance

Achtsamkeit und Resilienz sind zwei Qualitäten, die eng miteinander verbunden sind, sich gegenseitig beeinflussen und maßgeblich unseren Umgang mit Stress bestimmen. Während Achtsamkeit bedeutet, präsent im Moment zu sein und bewusst wahrzunehmen, was in uns gerade vor sich geht, ist Resilienz die grundsätzliche Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen. Gemeinsam bilden sie das Fundament für Harmonie und Ausgeglichenheit. In diesem Beitrag wollen wir beides näher beleuchten, insbesondere den Zusammenhang zwischen beiden. 

Was genau ist Achtsamkeit?

Es bedeutet, den Moment aufmerksam und offen zu erleben, ohne ihn zu bewerten, d.h. verändern oder verbessern zu wollen. Es geht darum, präsent zu sein, egal ob du einen Kaffee trinkst, eine Aufgabe erledigst oder einfach nur atmest. Außerdem geht es darum, sich nicht permanent in Gedanken (Sorgen), Ablenkung und Emotionen zu verlieren, so dass wir entspannter und gelassener den täglichen Anforderungen unseres Lebens begegnen können. 

Indem wir einen inneren Raum schaffen, etwa durch Meditation, tiefe Bauchatmung und Verweilen in der Natur, lernen wir, Gedanken zu beobachten und Emotionen im Körper zu fühlen, ohne sie zu bewerten. Dies verhilft zu mehr Ausgeglichenheit und Gelassenheit und befähigt uns, herausfordernden Situationen entspannter zu begegnen, macht uns also resilienter werden. Achtsamkeit ist wie ein Anker, der erdet und präsent sein läßt, anstatt sich in Geschichten und Dramen zu verlieren. 

Was versteht man unter Resilienz?

Sie ist die Fähigkeit, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen und dabei unsere innere Balance zu bewahren bzw wiederzufinden- statt einem unüberwindbaren Problem nimmt man beispielsweise eine Möglichkeit oder Wachstumschance wahr. Sie wird oft auch als „psychische Widerstandsfähigkeit“ oder auch „Selbstwirksamkeit“ bezeichnet und umfasst verschiedene Faktoren wie Anpassungsfähigkeit, Problemlösungskompetenz und emotionale Stabilität.

Interessanterweise ist Resilienz nichts, womit du geboren wirst – sie entwickelt sich durch Erfahrungen, persönliches Wachstum und Selbstfürsorge. Menschen mit hoher Resilienz sind emotional stabil, sehen Herausforderungen statt Probleme und haben Vertrauen ins Leben und sich selbst. Das bedeutet, mehr Resilienz wird uns dabei helfen, einfacher durchs Leben zu kommen und generell unser Wohlbefinden steigern. 

Wie ist beides miteinander verbunden?

Beide bedingen einander. Durch das eine schaffen wir Raum, uns selbst zu begegnen. Dem jetzigen Moment, ganz so wie er gerade ist, offen und ohne darüber zu urteilen. So lernen wir uns selbst immer besser kennen, entdecken unsere Intuition wieder und können immer besser agieren statt lediglich zu reagieren. Kurz gesagt:

Achtsamkeit schafft den Raum, die inneren Ressourcen zu entdecken, die du brauchst, um Resilienz zu entwickeln.
Indem du lernst, deine Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu akzeptieren, stärkst du deine mentale und emotionale Widerstandskraft und kannst so in Krisen fokussierter und entspannter bleiben.  

Achtsamkeit und Resilienz. Hand auf Baumrinde.

Wie aus Selbstfürsorge Resilienz entsteht 

Durch die bewusste Wahrnehmung von Emotionen ohne sie zu bewerten bzw. abzulehnen, entsteht erst gar kein Stress. Anspannung bzw. Stress entstehen durch Ladungen ungefühlter Emotionen, die wir deckeln und dadurch im Verstand feststecken, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, sich möglichst katastrophale Szenarien auszumalen, sprich, Probleme zu erschaffen und hernach rund um die Uhr mit deren Lösung befasst zu sein. 

Im Gegenzug dazu bedeutet Selbstfürsorge, innezuhalten statt unliebsame Gefühlszustände oder wiederkehrende Gedanken zu verdrängen oder sich davon abzulenken. Durch diese Praxis schaffen wir innere Stabilität und Balance– Resilienz- statt weiterhin Angst und Widerstand gegenüber unseren Emotionen zu empfinden. 

Wir lernen, dass Gefühle ebenso wie Gedanken kommen und gehen und es immer leichter fällt, sie einfach anzunehmen und ihnen nicht soviel Gewicht beizumessen. Und wir lernen, Intuition von Befürchtungen und Annahmen zu unterscheiden. Achtsamkeit ist also die Vorraussetzung, um Resilienz zu entwickeln. 

Selbstfürsorge kultivieren

Achtsamkeit zu pflegen bedeutet nichts anders, als immer wieder innezuhalten und bereit zu sein, dem momentanen Augenblick mit totaler Offenheit zu begegnen. Das kann während einer Meditation sein oder beim spazierengehen, gelingt aber erfahrungsgemäß gerade anfangs am besten, wenn nicht eine bestimmte Technik oder Tätigkeit im Vordergrund steht. 

Es geht dabei darum, sich selbst ganz zu erlauben.  Was immer sich zeigt, ist willkommen. Sich im Leben willkommen zu fühlen, hängt unmittelbar damit zusammen- ein Mensch, der Liebe erfahren hat und sich im und vom Leben geborgen fühlt, wird eine andere Resilienz aufweisen, als jemand, der mit Kritik, Vorwürfen und Kampf aufgewachsen ist. 

Da wir alle mehr oder weniger mit unzähligen undienlichen und lieblosen Glaubensmustern aufgewachsen sind und viele Dinge nicht ausgesprochen oder thematisiert wurden, ist Leben vornehmlich der Rückeroberung unseres Selbstwertes und dem Kreieren eines sicheren, inneren Fundaments gewidmet. Geborgenheit in sich selbst und dem Leben zu finden, ist unser aller Lebensaufgabe- und wir leiden, wenn wir dies ignorieren. Achtsamkeit und liebevolle Aufmerksamkeit sind dafür Vorraussetzung und wir pflegen sie, indem wir uns Zeit schenken. 

Resilienz stärken

Unsere Fähigkeit, auch angesichts von Schwierigkeiten rasch wieder unsere Balance zu finden, ist eine natürliche Folge von Selbstfürsorge. Diese wiederum ist ein lebenslanger Lernprozess und bedeutet vornehmlich, uns sein zu lassen und zu schätzen, wie wir sind. In einer Leistungsgesellschaft, in der es hauptsächlich darauf ankommt, wieviel Geld man auf dem Konto hat, wie erfolgreich und anerkannt jemand ist und zusätzlich meist mit familiären oder partnerschaftlichen Erwartungen und Verpflichtungen belastet, mag das mitunter schwer erscheinen. 

Selbstfürsorge bedeutet jedoch auch, sich Schritt für Schritt von solchen Erwartungen, Vorstellungen und Druck zu lösen und Menschen und Umgebungen zu pflegen, die unterstützend, wohltuend und nährend sind. 

Selbstwirksamkeit im Alltag

Wo Achtsamkeit und Selbstliebe gepflegt werden, wird es so etwas wie einen „Alltag“ kaum mehr geben. Selbst wenn Leben anstrengend, herausfordernd oder manchmal gar kaum erträglich ist- wenn wir aufmerksam und liebevoll durchs Leben gehen, gibt es nichts alltägliches mehr. Leben wird zu dem Wunder, das es in Wahrheit ist- und auch wenn wir komplett aus der Bahn geworfen werden -was zeitlebens immer wieder geschehen wird, damit wir wachsen- so liegt es doch immer an uns, wie wir dem begegnen.

Wir empfinden unser Leben als Alltag, wenn wir immer dieselbe alltägliche Entscheidung diesbezüglich treffen. Glauben, zu wissen. Uns nicht auf Neues einlassen und offen sind für unsere Gefühle und wirklichen Beweggründe, offen für neue Erfahrungen und Sichtweisen. Kurz: wenn wir versuchen, Leben zu kontrollieren und nach unserem Willen zu formen, anstatt uns vertrauensvoll von unserer Intuition leiten zu lassen. 

Herausforderungen meistern

Leben bringt natürlicherweise immer wieder Herausforderungen bzw Hineinforderungen mit sich. Je achtsamer und liebevoller du lernst, mit dir umzugehen, desto vertrauensvoller wirst du solchen Lebensphasen begegnen können. Du weißt- auch dies wird vorübergehen. Und du weißt, dass es vollkommen normal, in Ordnung und gut ist, wenn du dich eben nicht gut fühlst und dass Stress immer auch Teil von Wachstum sein muss. 

Es kann niemals Anspruch sein, stets gelassen, fröhlich und souverän zu sein- Leben ist nicht gelassen, fröhlich und souverän. Es beutelt und schleift und konfrontiert dich mit dir selbst und fragt dabei nicht um Erlaubnis. Es will, dass wir wachsen und uns erweitern. Wachstum und das Verlassen unserer inneren– und manchmal auch äußeren- Komfortzone schmerzt. Wenn wir dies als wichtigen und notwendigen Teil des Lebens betrachten können, der uns beschenkt und lieben lehrt, statt uns als Opfer der Umstände zu sehen, können wir diesen Phasen tatsächlich entspannter entgegensehen. 

Außerdem entdecken wir dabei, dass es von größter Bedeutung ist, worauf wir uns fokussieren und ob und wie wir bewerten, d.h. welchen Wert wir etwas beimessen. Ein achtsamer Mensch erkennt, dass schwierige Phasen zum Leben unabdingbar dazugehören und dass sie keinen „Schicksalsschlag“, sondern notwendige Erweiterung und Wachstum bedeuten. Leben stärkt so oder so– ganz ohne unser Zutun- unsere Resilienz. Je weniger Widerstand wir leisten und je vertrauensvoller wir lernen, uns fallen lassen, umso berührender und bedeutsamer werden wir Leben erfahren. 

Fazit: Es soll genau so sein, wie es ist. 

Achtsamkeit anerkennt dies. Es geht nicht darum, irgendwo anzukommen oder sich ständig zu optimieren- das wäre überheblich und wir können uns dabei nur überheben. Sondern die Schönheit und Kostbarkeit des gegenwärtigen Augenblicks wiederzufinden. Dies ist kein Widerspruch zur Notwendigkeit bestimmter Entscheidungen und zur Zielsetzung an sich. Aber die Basis muss immer sein, dass wir den gegenwärtigen Zustand würdigen und wertschätzen und seine Kostbarkeit und Vergänglichkeit sehen, ansonsten wird Leben zu einem ständigen Gehetze: von einer baumelnden Karotte zur nächsten. 

Resilienz ist die Fähigkeit, mit gemeinhin als „Widrigkeit“ angesehenen Umständen zurechtzukommen. Es gibt jedoch Menschen, für die ist das ganze Leben eine einzige Widrigkeit. Das hat weniger damit zu tun, dass dem so ist, als mit der Einstellung, mit der sie durchs Leben gehen. Achtsamkeit schafft den nötigen Raum, genau diese Einstellungen und Sichtweisen wahrzunehmen und zu hinterfragen, sowie Widerstand durch Akzeptanz zu ersetzen– vergrößert also unsere Resilienz. Ganz ohne dein Zutun strebt alles in dir nach mehr Hamonie. 

Häufige Fragen 

Wie kann Achtsamkeit die Resilienz stärken? Gibt es so etwas wie ein Resilienztraining? 

Sooft wie möglich solltest du: sämtliche „ich/es sollte…“ ignorieren. Und stattdessen fühlend im Moment präsent sein- mit dem, was ist. In dir. Um die eigene Resilienz zu stärken, darfst du üben, immer mehr und immer öfters einfach deine Gefühle fühlend wahrzunehmen, statt dich abzulenken oder sie zu betäuben : 

Setze oder lege dich hin, lege eine Hand sanft auf deinen Bauch und atme tief und ruhig. Spüre, wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt und nimm wahr, welches Gefühl du wo in deinem Körper spürst. Sei einfach nur da- mit deiner Aufgeregtheit, Anspannung, Wut oder was immer sich gerade zeigt. Denke bitte daran, dass es so etwas wie „negative Gefühle“ nicht gibt! Anspannung und Unfrieden resultieren zum größten Teil daraus, dass wir nie gelernt haben, auch den Regen willkommen zu heißen- und unangenehme Gefühle ablehnen, verurteilen oder wegdrücken, statt ihnen zuzuhören und sie willkommen zu heißen. Du musst nichts erreichen, nirgendwo hinkommen, noch nicht einmal ent-spannen. Wenn du gerade furchtbar nervös und angespannt bist, ist der Wunsch nach Entspannung- Druck. Achte darauf, dass du sooft wie möglich die tiefe Bauchatmung praktizierst statt der flachen Brustatmung. Und dann sei einfach da, mit dir und dem, was sich gerade zeigt. Nimm es wertschätzend wahr und erlaube diesem Gefühl, da zu sein. Genau DAS ist – achtsam sein mit sich selbst. 

Kann man beides üben bzw. fördern?

Kann man- siehe oben. Auch Tagebuch führen oder häufiges Waldbaden- Natur erdet wie nichts anderes, insbesondere barfuß- sind unterstützend und hilfreich.

Welche Übungen eignen sich besonders für Anfänger?

Auch wenn manche Menschen sich weiter wähnen als andere- wir alle sind Anfänger auf dieser Erde. Anfänger im lieben lernen. Und alle sitzen wir im selben Boot- und gehen den Weg vom Kopf zurück ins Herz. Wir alle dürfen ein ganzes Leben lang täglich aufs Neue üben, uns und Leben zu lassen. Lassen, wie wir sind. Fühlend erfahren, dass wir nie verkehrt waren, dass Leben nie verkehrt war und dass alles in Ordnung ist- alles befindet sich in einer geheimnisvollen und wunderbaren Ordnung, auch wenn wir dessen vielleicht nicht gewahr sind. Aus diesem Grund gibt es nichts anderes zu üben, als immer wieder und sooft als möglich einen liebevollen Raum zu öffnen, in dem sein darf, was ist.

Kann man dabei etwas falsch machen, und wenn ja, was?

Falsch-im Sinne von verkehrt- kannst du höchstens parken. Im Leben ist es vollkommen irrelevant, wie lange du brauchst, etwas wirklich zu verstehen- nicht mit deinem Kopf, sondern gefühlt. Du brauchst so lange, wie du eben brauchst. Nicht fördernd für wertschätzendes Sein im Moment sind: jegliche Konzepte und Theorien über Leben und dich selbst, Ziele, die es zu erreichen gilt, das Ablehnen, Verurteilen und Betäuben unangenehmer Gefühle wie Schuld, Angst, Hass oder Einsamkeit, Vergleiche, ständige Erreichbarkeit, Lebensplanung, lieblose und/oder vorwurfsvolle Menschen sowie ein durchgetakteter Tagesablauf.

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